Fasten – Tag 3

Meine Sorgen und Befürchtungen waren vor Tag 3 noch einmal größer als vor allen vorangegangen Tagen. Zwei volle Tagung ohne Nahrung waren hierbei das eine, der Umstand, dass das Wochenende nun vorbei war und ich für Kunden und Interessenten wieder mobiler sein musste, das andere. 

Ich besann mich daher auf mein ursprüngliches Ziel und wollte nicht gleich übermütig werden: Mein Wunsch war ursprünglich, es einfach nur länger als 24 Stunden zu schaffen. Das war mein bisheriges Maximum im Fasten gewesen. Mit der Nachtruhe von Sonntag auf Montag war ich am Montagmorgen bereits bei mehr als 60 Stunden gewesen. Das war fast dreimal soviel wie mein bisheriger Rekord, und es machte mich unheimlich stolz auf mich selbst.

Allerdings waren die Ausfallerscheinungen mittlerweile schon bedenklich: Bei meinem Kunden konnte ich die Treppen nicht mehr hinaufkommen und musste auch für zwei Etagen immer wieder den Fahrstuhl nehmen. Oftmals wurde mir schwarz vor Augen und ich hatte Probleme, Diskussionen konzentriert zu folgen. 

Auch wenn ich am Wochenende, wie bereits berichtet, für meine Kunden gearbeitet hatte, war es – mit Wochenbeginn – alles doch noch mal ein wenig anders. Am Wochenende konnte ich mir meine Kräfte besser – da freier – einteilen. Am Montag war es natürlich so, dass ich stärker fremdgesteuert war. Ich musste an Meetings teilnehmen und hatte auch jede Menge Calls. 

Der Vorteil am Montag lag klar darin, dass ich weniger an Hunger und Essen denken konnte. Zu sehr war ich im Tagesverlauf gefordert, als dass ich zuviel Zeit darauf verwenden konnte. Denn der vorgefertigte Puder des Entgiftungsprogramms (“Colo Vada”) aus Flohsamenschalen und weißem Lehm war mittlerweile zu einer wahrlich widerlichen Angelegenheit geworden. Es war schwer geworden, ihn herunter gewürgt zu bekommen; den Hunger beseitigte es dabei kaum.

Die Ausgangsvoraussetzungen waren dementsprechend alles andere als optimal: Ich nahm mir dennoch vor, auch noch die letzten rund 36 Stunden durchzuhalten und somit die 4 Tage des Programms regelkonform abzuschließen. 

Da ich die 60-Stunden-Marke nun mittlerweile übertroffen hatte, war es auch an der Zeit, ein frühes Fazit zu meinem Hautzustand zu ziehen: 

Bereits innerhalb der ersten 24 Stunden war meine Haut und insbesondere schwerer entzündete Stellen sehr gut abgeheilt. Ich hatte fast keinen Juckreiz im Verlauf der ersten Fastentage und konnte sehr gut schlafen. Allerdings war ich natürlich auch jeden Abend sehr erschöpft gewesen. 

Der zweite Abend verlief jedoch schon wieder etwas holpriger. Insbesondere mein rechter Arm und meine rechte Hand haben sich an einigen Stellen wieder  entzündet. Es hat gejuckt; ich habe gekratzt und die Wunden sich entsprechend entzündet. Auch das rechte Handgelenk schien sich wieder leicht entzündet zu haben. 

Da man als Patient mit Neurodermitis bzw. auch anderen Autoimmunerkrankungen oftmals sehr auf sich allein gestellt ist, geht in solchen Momenten das Rätselraten wieder los. Was könnte die Ursache für diesen Schub gewesen sein? Grundsätzlich sollte ich die Entzündungswerte im Körper durch das Fasten ja wesentlich reduziert haben. Dennoch gibt es im Grunde eine unendliche Vielzahl an möglichen “Verantwortlichen”:

Einerseits könnte das von dem Mehr an Ingwer-Tee kommen, das ich gestern verstärkt zur Kreislaufstabilisierung getrunken habe. Andererseits könnte es aber auch an dem Pulvergemisch aus Flohsamen und weißem Lehm gelegen haben, dass meinen Körper nur ausgesprochen langsam durchläuft. Dadurch sollen zwar die Abfälle aus dem Darm gelöst und aus dem Körper abgeführt werden; im Moment hat dieses Gemisch meinen Körper aber noch nicht verlassen. Dadurch könnten Giftstoffe im Körper gelöst herumschwimmen und dadurch Beschwerden verursachen. 

Dennoch stimmt mich hoffnungsfroh, dass meine Freundin – nachdem sie das Programm das erste Mal absolviert hatte – eine deutliche Verbesserung ihres Hautzustandes wahrgenommen hatte. Dieses Erlebnis möchte ich natürlich auch gerne haben. Dafür bin ich dann auch bereit Erstverschlimmerungen in Kauf zu nehmen.

Ein Aspekt der menschlichen Psyche ist mir im Verlauf dieses Gesprächs auch noch aufgefallen: Gestern hat sich meine Freundin sehr über die körperlichen Auswirkungen während des Fastens beschwert. Als ich sie fragte, warum sie das Programm denn dann überhaupt ein zweites Mal absolviert, meinte sie nur:”Man vergisst eben schnell, wie anstrengend es war, und sieht nur noch die guten Resultate auf das Hautbild.” Das zeigt mal wieder, wie schnell wir Menschen im Vergessen – allgemein –  sind und wie flüchtig Emotionen im Speziellen sind. Unser Gehirn scheint schwer dazu fähig, sich an Gefühle aus der Vergangenheit zu erinnern. 

Wer einen meiner Workshops zu den Themen “Anziehung und Comfort” besucht hat, wird sich erinnern, dass ich dieses Thema oft thematisiert habe: Gefühle können nicht mit nach Hause genommen werden! Wer denkt, dass er allein durch besonders dreiste, auffällige und emotionale Marketing-Sprüche im Gedächtnis des Käufers oder des Targets bleibt, täuscht sich. Erst die Rückkehr zum Rationalen und Faktischen unterfüttert solche Versuche und lässt sie in der Erinnerung des Angesprochenen bleiben. 

Eine Lehre, die man auch im Pick Up früh ziehen muss: Wer ein Mädchen anspricht und nur auf Gefühle achtet, wird vergessen sein, noch bevor sie zuhause angekommen ist. Deswegen ist es so wichtig, sich ein wenig zu unterhalten und Details des eigenen Lebens preis zu geben. Damit sie die guten Gefühle mit rationalen Fakten verbinden und sich somit besser erinnern kann. 

Am Montag stellt sich bei mir eine stark depressive Verstimmung mit absoluter Motivationslosigkeit ein: Ich wusste nicht mehr, was mich motiviert, glücklich macht oder gar, warum es sich lohnen könnte, weiter zu kämpfen. Ich merkte, dass für mich die Luft aus dem Fasten raus war und ich hatte auch nicht das Gefühl, dass es mir noch weitere Vorteile bringen würde. Auch waren die Wadenkrämpfe in der vorangegangenen Nacht so schlimm gewesen, dass ich deretwegen mehrmals aufgewacht bin. Eine weitere nacht dieser Art erschien mir wie eine sehr unerfreuliche Aussicht. 

Offenbar ging es mir nicht alleine so: Meine Freundin rief mich just in diesem Moment an und berichtete mir Ähnliches. Sie fragte mich direkt, ob wir die drei Tage noch voll machen und dann abbrechen sollten. Ich war absolut einverstanden. 

Ich nutzte die letzten zwei Stunden, um einkaufen zu fahren und mir mein Abendessen zusammen zu stellen: ein Smoothie aus Blaubeeren, Karotten , Spinat und Kokosöl als Vorspeise, Lachs mit Gemüse als Hauptgang und später etwas Naturjoghurt mit Himbeeren. Ich konnte kaum aufhören zu essen und genoss jeden einzelnen Bissen. 

Essen ist super! 🙂