Personal Brand oder Businessbrand?

Personal brand oder Business Brand? Jetzt habe ich schon so lange hin und her überlegt und es am Ende doch falsch gemacht. Dabei – gibt es hier überhaupt ein Falschmachen? Oder ist vielleicht genau dieses Falschmachen erforderlich, um daraus zu lernen und am Ende eine bedachte Entscheidung zu treffen? Ich habe mich jedenfalls schwer getan. 

Als ich vor knapp sechs Jahren anfing, ging es mir immer darum, möglichst viel geheim zu halten. Mein damaliger Arbeitgeber sollte nicht unbedingt wissen, was ich genau nebenberuflich selbstständig mache. Zu groß war meine Angst, er könnte es nicht gutheißen. Auch war mein erstes Projekt ein Pick-Up-Blog; ein Themenbereich mit dem naturgemäß die Wenigsten auf Arbeit prahlen. Am Ende hatte den Blog dennoch(gefühlt) jeder 2. in der Bank gelesen. 🙂 

Dennoch erkenne ich dieses Bedürfnis (nach Geheimhaltung der unterschiedlichen Facetten der eigenen Persönlichkeit) heute als pathologisch: Denn ich verheimlichte in den ersten zwei Jahren meiner Bankausbildung sogar meine Neurodermitis erfolgreich. – Bis ich einen Schub hatte, der sich aufgrund der sichtbaren Ekzeme nicht mehr verheimlichen ließ. Warum ich das tat? Ich hatte auf jeden Fall Angst, man könnte mir kündigen oder zumindest eine Weiterbeschäftigung versagen. 

Als ich 2002 von Stralsund nach Stuttgart gezogen bin, um meine Bankausbildung zu beginnen, gab mir mein Stiefvater mit auf den Weg:“Und sag‘ bloß nicht, dass du aus dem Osten kommst! Du bist ja in Berlin geboren; also sag das auch – und erwähne bloß nicht, dass im Ostteil der Stadt.“ 

Zum Glück kam ein Großteil der Azubis aus dem Osten – verstecken war in diesem Fall also völlig sinnlos. 

Jedenfalls denke ich, dass dieses pathologische Geheimhalten daher in meiner Vergangenheit begründet liegt. Erst die konsequente Arbeit an mir selbst und mit meinen Gefühlen (Self-Development) hat mir zu einem echten Selbstbewusstsein verholfen, dass mich mich selbst mit Ecken und Kanten akzeptieren ließ. 

Aber ein Blog eines selbstständigen Business Developers mit starkem Finance-Background, der unter schwerster Neurodermitis leidet, mit medizinischem Cannabis therapiert wird und eine ausgeprägte Leidenschaft für Pick Up pflegt? Das, muss ich mir selbst schon zugestehen, ist mutig, und wird mich sicherlich den einen oder anderen Kunden und Geschäftspartner kosten. 

Besser ich erwähne nicht, dass ich dem ganzen Pandemie-Regime ausgesprochen kritisch gegenüber stehe. In Deutschland darf man sich ja schon gar nicht mehr abweichend äußern, ohne bereits angezählt zu werden. Hier in Zypern ist das anders: mehrmals in der Woche kann man in der Tageszeitung kritische Meinungen der Kolumnisten zum schnellen Entzug der Freiheitsrecht – bei nur sehr schleppender Rückgabe derselben – lesen. 

Die Risiken sind also hoch, so scheint es auf den ersten Blick, dass ich durch die bloße Wiedergabe meiner selbst Missfallen an allen Fronten erregen und am Ende allein dastehen könnte. 

Aber gerade Pick Up und mein bisheriges Leben haben mich gelehrt, dass Polarisierung nicht das Ende sondern der Anfang ist. 

Wie will ich denn diejenigen, mit denen ich leben, lachen und siegen will, finden, wenn ich mich nicht selbst zu erkennen gebe? 

Anstatt also weiterhin jedes meiner geschäftlichen Interessen abgetrennt unter einer eigenen Businessmarke und mit eigenem Blog zu führen, führe ich jetzt alles unter meiner eigenen Personal Brand zusammen. Ich werde hier meine Pokererfolge genauso teilen wie meine Erfolge beim Kampf mit einer Autoimmunerkrankung, die von Big Pharma noch nicht einmal als eine solche anerkannt wird. Ich werde genauso davon berichten, wie ich Deals und wie ich HBs close. 

Hier stehe ich also und bin: Oliver Jordanov, LL.M.

4 Gedanken zu „Personal Brand oder Businessbrand?“

    • Hallo Alex,
      danke für deinen Kommentar. Ich wünsche dir noch viel Spaß beim Weiterverfolgen meines Weges auf diesem Blog. Viele Grüße Oliver

  1. Alter Schwede, das ist Selbstreflektion vom Feinsten. Diese Eigenschaft haben die wenigsten und ich muss selbst gestehen, dass ich nicht dazu gehöre. Ich wünsch dir viel Erfolg bei diesem mutigen Weg. Verdient hast du es auf jeden Fall :).

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